Lighthouse Swim Kiel 2025
Moin Fliesenzähler,ich habe am letzten Wochenende ein etwas anderes Schwimm-Event in Angriff genommen: das Lighthouse Swim in Kiel und da die Fjordtrack-Strecke - eigentlich - von Schilksee über Falckenstein bis zur Reventloubrücke im Kieler Hafen, etwa 13.5km.
Zum Vergleich: beim Marathon brauchen die besten Läufer etwa 2h für die 42km. Die Profis im Freiwasserschwimmen sind für 10km auch etwa 2h unterwegs. Was ich mir vorgenommen hatte, ist also irgendwie vergleichbar mit einem Marathon.
Ich schwimme jetzt seit etwa 18 Jahren ernsthafter. Als Hobby-Triathlet habe ich in dieser Zeit schon etwa ein Dutzend Triathlons (Sprintdistanz, also ~500m Schwimmen, ~20km Rad und ~5km Laufen) an verschiedenen Orten mitgemacht. Die letzten 2 Jahre waren Inken und ich beim Förde-Crossing in Glücksburg - 3km über die Flensburger Förde. Von daher wusste ich - Freiwasser ist anders als Fliesenzählen.
Deshalb und angesichts der Distanz war klar: dafür würde ich trainieren müssen.
Vorbeitung
Angemeldet habe ich mich Ende Februar. Seit März habe ich dann die Trainingsleistung erhöht - Distanz rauf und Geschwindigkeit runter. Eigentlich war der Plan, im April 6km am Stück, im Mai 9km und im Juni dann zumindest einmal die ganze Distanz zu schwimmen - zusammen mit vielen anderen Kilometern im Wasser.
Wie das so ist mit Plänen... Im April habe ich im P3 die 6km bewältigt. Im Mai habe ich zwar viele Kilometer gemacht, aber weite Strecken waren es nicht. Erst nach einer Pause über Himmelfahrt habe ich dann im Juni wieder weitere Strecken geschafft. Eine Woche vor unserem 24h-Schwimmen habe ich es auf 11km am Stück gebracht.
Das 24h-Schwimmen stand für mich dieses Jahr deshalb im Zeichen des Trainierens. Ich habe die 11km unter erschwerten Bedingungen wiederholt - mit vielen anderen, auch langsameren, auf der Bahn. Insgesamt habe ich es - vorsichtig, um keine Verletzung zu riskieren - auf 24km gebracht. Damit war ich dann einigermaßen zuversichtlich, dass ich es in Kiel schaffen könnte, wenn es denn läuft und der Körper mitmacht.
Im Freiwasser habe ich übrigens gar nicht trainiert. Ich wusste nicht so recht wo. Ein See ist nicht so ein Unterschied zum Freibad, ziemlich topfeben. Ausserdem besteht das Problem mit der nicht vorhandenen Absicherung. Erfahrung im Freiwasser hatte ich ja aus Norderney, Glücksburg und der Adria.
Das "Rennen"
Der Start am Samstag in Schilksee war um 10:00 angesetzt. Die Akkreditierung begann um 8:00. Deshalb sind wir Freitag angereist und haben die Abfahrt auch erst für Sonntag geplant - denn fahrfähig würde ich am Samstag wohl nicht mehr sein.Die erste Enttäuschung kam am Donnerstag: der Elbtunnel war von Freitag 22:00 bis Montag 05:00 dicht (Hamburg überdacht ja die A7). Die Rückfahrt würde also wieder eine Katastrophe werden :-( Die zweite Enttäuschung: abends fand ich dann eine Mail - Streckenänderung für den Fjordtrack. Aufgrund der Wetterbedingungen - Windstärke 5 aus Südwest, in Böen 7 - und den Erfahrungen aus dem letzten Jahr (die letzte Schwimmerin war nach über 9h im Ziel), hatte man aus Sicherheitsgründen beschlossen, die Strecke zu ändern. Ich würde die Beachtrack Strecke (4 km) 3 mal schwimmen. Das hat meine Motivation etwas gedämpft, auch wenn ich die Entscheidung verstehe.
Die Akkreditierung lief zügig - ich war Nummer 4. Die Fjordtracker haben jeder ein "eigenes" Begleitkajak als Versorger und Sicherung - meinen zu finden lief nicht ganz rund. Schliesslich habe ich aber einen Paddler abbekommen.Bei 17°C Wassertemperatur ging es dann ins Wasser. Quallen waren übrigens in größerer Menge angekündigt. Starten kann man als Fjordtracker letzlich gleitend - ich bin mit den Beachtrackern (knapp 200) zusammen gestartet. Das war wie beim Triathlon ein ziemliches Gewühle. Es führte auch dazu, dass ich es wohl zu schnell angegangen bin und ich hatte bis zur Wende immer schwimmende Begleitung. Die ersten Kilometer waren einfach. Das Wasser war kalt - mit Neo aber kein Problem - und recht ruhig. Der letzte Kilometer bis zur Wende war allerdings ordentlich wellig - Achterbahn im Wasser, der Schwimmstil leidet, es zehrt an der Kraft. Nach der Wende war ich dann plötzlich allein und mein Körper muckte etwas, die Hände kribbelten. Psychologisch herausfordernd! Als das Wasser dann wieder ruhiger wurde, lief es wieder besser, auch wenn ich weiterhin alleine war. Bei der zweiten Wende wurde ich dann von einem Schwimmer überrollt und hatte damit kurz wieder Gesellschaft. Kurz bevor es wieder wellig wurde, überholte mich ein weiterer Schwimmer. Ich habe versucht mich anzuhängen, aber so richtig geklappt hat es nicht. Der letzte Kilometer Achterbahn war dann anstrengend und eine echte Herausforderung. Freistil ging nicht mehr so richtig gut in der Welle, aber Brustschwimmen ist auch nicht attraktiv, denn wenn der Takt nicht zur Welle passt, schluckt man schnell mal eine Welle.
Schlussendlich habe ich es geschafft. Nach 5 Stunden und 6 Minuten hatte mich die Schwerkraft wieder! Ich war platt und habe die nächste halbe Stunde gezittert - ob vor Kälte oder Erschöpfung, weiss ich nicht. Wahrscheinlich beides.
Von 23 Fjordtrackern haben übrigens 3 aufgegeben. Der erste war nach 3:21 h fertig und der letzte hat nach 7:07 h "angeschlagen". Ich ziehe vor jedem den Hut.
Den Organisatoren kann ich nur Bewunderung ausprechen. Schon unser Schwimmfest zu organisieren ist aufwändig und braucht den Einsatz von vielen Helfern. Das im Freiwasser zu wuppen - Hut ab und dank allen, die geholfen haben.
Fazit
Geschafft! Ziel erreicht und nicht mal als letzter. Ob ich es wieder mache: Keine Ahnung - das entscheide ich irgendwann.
Die Verpflegung habe ich unterwegs tatsächlich nicht genutzt. Das würde ich beim nächsten Mal vermutlich anders machen - auch wenn ich diese Gels und den Müll, der damit einhergeht, nicht so liebe.
Grüsse vom Quallen streicheln Karsten